18.08.2020
Was für ein Sommer in Bad Hersfeld! EIN ANDERER SOMMER übertrifft alle Erwartungen: etwa 15.000 Zuschauer (3000 Besucher pro Wochenende) lockte das Festival mit rund 100 Terminen und vielen prominenten Künstler*innen an den fünf Wochenenden vom 17. Juli bis 16. August 2020 in die Stiftsruine, in den Stiftspark, das buchcafé, die Stadtkirche, in das Johann-Sebastian-Bach-Haus sowie an zahlreiche andere Veranstaltungsorte in der gesamten Innenstadt. 8000 Tickets betrug die Gesamtkapazität, davon 6500 Karten für Veranstaltungen der Festspiele, 1500 Tickets hatten die sonstigen Veranstalter im Angebot. Insgesamt wurden beim ANDEREN SOMMER 7400 Karten verkauft, das entspricht einer Gesamtauslastung von hervorragenden 92 Prozent. In der Stiftruine selbst lag die Auslastung bei 95 Prozent. Fast alle 26 Termine in der Stiftsruine (240 Plätze) und Krypta (70 Plätze) waren ausverkauft. Festspiel-Intendant Joern Hinkel und die Kaufmännische Leiterin Andrea Jung bewiesen Mut zum Risiko und eine große Kreativität, Neues zu wagen und dabei alle Aufführungen den „Corona“-bedingten Schutzmaßnahmen anzupassen. Sehr gut angenommen (schätzungsweise 7500 Besucher) wurden auch die kostenfreien Veranstaltungen, Lesungen, Ausstellungen und Konzerte, wie beispielsweise die Frühschoppenkonzerte auf dem Linggplatz.
Der Bad Hersfelder Bürgermeister Thomas Fehling ist glücklich über den ANDEREN SOMMER: „Es hat mich total beeindruckt, was da in so kurzer Zeit entstanden ist. Jeder, mit dem ich gesprochen habe, war begeistert. Für mich lagen der Reiz und der Charme des Festivals darin, dass vieles improvisiert war, wir erlebten Theater pur und konnten in der Stiftsruine noch magische Orte wie beispielsweise die Krypta entdecken, die normalerweise dem Publikum verborgen bleiben. Ich sage allen, die an diesem Kultur-Sommer mitgewirkt haben, meinen herzlichsten Dank!“
DER ANDERE SOMMER schreibt im 70sten Jahr der Festspiele tatsächlich eine andere Erfolgs-Geschichte! Alle zogen an einem Strang, um nach der „Corona“-bedingten Absage der Festspiele doch noch ein attraktives Kulturprogramm für diesen Sommer in Bad Hersfeld zu bieten, die Innenstadt an den Wochenenden zu beleben und gleichzeitig alle Hygiene-Regeln zu beachten. In nur sechs Wochen Vorbereitungszeit entwickelte der Fachbereich Stadtmarketing in enger Abstimmung mit Vereinen, Institutionen, Bürger*innen und den Bad Hersfelder Festspielen, die einen Großteil der Veranstaltungen organisiert haben, ein prächtiges Programm mit Konzerten, Schauspiel, Kabarett, Lesungen, Malaktionen, Gastspielen, Talkrunden, Ausstellungen und Liederabenden. ,,Ich habe nur positive Resonanz bekommen, die Menschen in Bad Hersfeld waren dankbar und glücklich, dass nach der Absage der Festspiele so schnell ein Kulturprogramm über fünf Wochen auf die Beine gestellt wurde“, sagt Markus Heide vom Fachbereich Stadtmarketing.
Festspiel-Intendant Joern Hinkel zum ANDEREN SOMMER: ,,Wir haben uns auf das besonnen, was Theater ausmacht, sind zu den Wurzeln zurückgekehrt, ohne opulente Bühnenbilder, Requisiten, Technik. Im Focus stand allein das Handwerk unserer brillanten Bühnendarsteller*innen, diese Kunst verwoben mit besonderen Stoffen und Stücken, hat das Publikum berührt und im ANDEREN SOMMER auch honoriert. Ich bin froh und dankbar darüber, dass uns die Künstler*innen, die Zuschauer und unsere Förderer von Anfang an unglaublich unterstützt haben – alle wollten der „Corona“- bedingten Absage der Festspiele etwas entgegensetzen. Namhafte Künstler haben zugesagt, ohne vorher Stücke und Texte zu kennen, dieser Vertrauensvorschuss , hat mich beflügelt, inspiriert und glücklich gemacht,“ erklärt Joern Hinkel und richtet seinen Dank an die Stadtpolitik, den Bund, das Land und den Kreis, die zugesichert haben, die Fördermittel zu erhalten und so die Veranstaltung überhaupt erst möglich machten.
Die Kaufmännische Leiterin Andrea Jung sieht die Hauptziele des Festivals mehr als erreicht: „Wir haben mit dem ANDEREN SOMMER Leben in die Stadt gebracht und ein vielfältiges Kulturprogramm geboten, über 100 Künstler*innen konnten wir auch in Notzeiten Arbeit geben. Das Festival war auch ein finanzieller Erfolg für die von den Festspielen zu verantworteten Bereiche.“ Die Zusatzkosten für den ANDEREN SOMMER seien, so die Kaufmännische Leiterin, durch Einnahmen, Sponsorenerlöse und Spenden getragen. Andrea Jung erläutert, dass sich diese Zusatzkosten für das Festspiel-Programm des ANDEREN SOMMERS auf 350.000 Euro belaufen, wobei die tatsächlichen Kosten wesentlich höher liegen, „weil wir all unsere Ressourcen plus Infrastruktur der Festspiele eingebracht haben. Diese laufenden Kosten sind durch die Zuschüsse von Bund, Land, Kreis und Stadt gedeckt.“
Joern Hinkel konzipierte allein vier Veranstaltungen in der Stiftsruine (drei davon ausverkauft) und übernahm bei drei Projekten die Regie. Der Festspiel-Intendant begeisterte das Publikum mit der Eröffnungsveranstaltung GESCHICHTEN VOM ANFANG mit Horst Janson, Cordula Trantow, Elias Krischke und Nell Pietrzyk (Auslastung: 96 Prozent), dem Jules-Verne-Abend ZU DEN STERNEN mit André Hennicke, Ute Reiber, Günter Alt, Peter Englert, Carsten Hentrich, Dirk Hoener, Nico Otto. Carolina Eyck. dem ehemaligen Astronauten Thomas Reiter und dem Theater ANU (Auslastung 100 Prozent), der nächtlichen Wanderung durch die Stiftsruine mit dem Stück NIEMANDSLAND mit den Schauspielern Rudolf Krause, Günter Alt und Matthias Eberle (Auslastung 100 Prozent), der Abschlussveranstaltung IRGDENWO AUF DER WELT (Regie Joern Hinkel und Dominic Mäcke) mit Elisabeth Lanz, Brigitte Grothum, Günter Alt, Matthias Trippner und den Mitgliedern der Sommernachtsträumer e.V. (Auslastung 100 Prozent) sowie mit zahlreichen Lesungen und Moderationen.
Die Dramaturgin und Regisseurin Bettina Wilts inszenierte mit großem Erfolg MARRAKESCH, MADRID (fast ausverkauft), DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN (93 Prozent Auslastung) in der Stiftsruine und NIPPLEJESUS in der Krypta (100 Prozent Auslastung).
Das Theater ANU schuf Welten, die alle Besucher begeisterten. Die STADT DER ERZÄHLER im Stiftspark besuchten rund 500 Kinder und Erwachsene. Die vier Vorstellungen von YGGDRASIL im Stiftspark waren fast alle ausverkauft. Begeistert wurden auch die ENGEL ÜBER DER STADT aufgenommen. Die Stadt Bad Hersfeld als Veranstalter zählte mehr als 600 Besucher, die sich während der drei Auftritte in der Fußgängerzone verteilten. Bezaubernd war ebenso DIE NACHTIGALL im Stiftspark von Kathleen Rappolt nach dem Märchen von Hans Christian Andersen für die kleinsten Zuschauer.
Die Gastspiele in der Stiftsruine im ANDEREN SOMMER waren schnell restlos ausgebucht: Dazu gehören das Kammermusical DIE LETZTEN FÜNF JAHRE in einer Inszenierung von Gil Mehmert mit Bettina Mönch und Armin Kahl, ALT SEIN FÜR ANFÄNGER mit Daniela Ziegler und Helmut Baumann, GUT GEGEN NORDWIND mit Ralf Bauer und Ann-Cathrin Sudhoff, NOVECENTO mit Thomas Borchert, das SOMMERKONZERT mit dem Orchester der Bad Hersfelder Festspiele unter der Leitung von Christoph Wohlleben und den Solisten Willemijn Verkaik und David Arnsperger, das musikalische Märchen PETER UND DER WOLF mit Gunther Emmerlich, der Abend mit den LIEBLINGSLIEDERN von Ilja Richter. Gut besucht war das Kindertheater (88 Prozent Auslastung) WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN mit dem Theater fensterzurstadt und Figurentheater Neumond.
Mit der Krypta wurde in der Stiftsruine ein neuer fantastischer Aufführungsort geschaffen: Dort rissen Bettina Mönch und Gil Mehmert mit ihren unplugged Musicalsongs unter dem Titel AND THE WORLD GOES ROUND (Auslastung 100 Prozent) die Zuschauer von den Sitzen. Mit rund 500 Kauflustigen und Sammlern entwickelte sich der erste Fundus-Flohmarkt der Festspiele (Erlös: rund 3000 Euro) zu einem Besuchermagnet.
Dominic Mäckes NACHTEULEN mussten „Corona“-bedingt aus dem Museum mit 100 Plätzen in die Stiftsruine umziehen. Zu Gast waren in der ersten Nacht die Schauspielerin Anouschka Renzi und TROX-Geschäftsführer Udo Jung und etwas mehr als 100 Besucher. In der zweiten Vorstellung erlebten 162 Gäste den TATORT-Star Richy Müller.
Das Grüne Theaterfoyer im Stiftspark, das die Bad Hersfelder Firma Bücking Event-Catering in diesem ANDEREN SOMMER direkt auf der Wiese vor dem Museum aufgebaut hat, lockte an den Festivaltagen bei bestem Wetter viele Besucher an. „Wir sind sehr zufrieden. Großartig, dass nach der erschütternden „Corona“-Absage der Festspiele so kurzfristig etwas Neues entstanden ist“, zieht Frank Bücking Bilanz.
Der ANDERE SOMMER sorgte auch für neue, spannende Theater-Formate, die nach der Idee von Joern Hinkel an außergewöhnlichen Orten veranstaltet wurden. Wie beispielsweise die NACHTSCHICHTEN im Hotel am Kurpark (Auslastung 100 Prozent) mit den Schauspielern Thorsten Nindel und Günter Alt oder den GESCHICHTEN AUS DER GRUFT (Auslastung 100 Prozent) mit Joern Hinkel, Bettina Wilts und Matthias Trippner.
In der Probenhalle der Festspiele inszenierte Holk Freytag mit Gunther Emmerlich, Kristin Hölck und Günther „Baby“ Sommer GALILEIS NACHTGEDANKEN, beide Aufführungen waren ausverkauft.
Das buchcafé bot zwei Vorstellungen (Lesung mit Maximilian Wigger/KIEK THEATER WEIMAR) in den eigenen Räumen und zwei bejubelte Konzerte (MICHÈL VON WUSSOW BAND/ KICK LA LUNA) in einem Parkhaus an und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: Ausverkauft!
Im Johann-Sebastian-Bach-Haus fanden insgesamt sieben Konzerte und konzertante Lesungen statt. Ob Jan Luleys SOUTHERN NIGHTS, Helgo Hahns Rezitationen oder das Konzert mit der Opernpreisträgerin Kathleen Ziegner – die Veranstaltungen waren gut besucht und verzeichnen eine Gesamt-Auslastung von über 90 Prozent.
Auch die Orgelkonzerte jeweils freitags in der Stadtkirche wurden sehr gut angenommen. Bei freiem Eintritt waren die Plätze zu 90 Prozent belegt.
CURRY UND COMEDY war das Angebot der Jugendherberge überschrieben. Die Komiker spielten im fast ausverkauften Garten (94 Prozent Auslastung).
Eines regen Zuspruchs erfreuten sich auch die Ausstellungen MÄRCHENWELTEN von Lisbeth Zwerger im Kapitelsaal und DIE UNGLAUBLICHEN BILDER des Arnold Odermatt in der Galerie im Stift. Die Landschaftsmalerin Gabriele Schäfer lud unter dem Motto „Sommer, Sonne, Schmetterlinge“ in ihre SIR-HENRY.GALLERY in der Homberger Straße ein, viele Besucher*innen kamen und genossen die Gemälde, den prächtigen Garten und die Lesungen im Grünen.
Auch die drei Sommersonntagnachmittagsjazzkonzerte im Kurpark wurden ausgezeichnet angenommen, jeweils rund 200 Personen lauschten den Jazz-Klängen.
DER ANDERE SOMMER hat auf alle Fälle Lust auf Kultur gemacht und auf die Festspiele 2021, die hoffentlich in gewohnter Form stattfinden können.
(Foto: Steffen Sennewald)