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Ausgabe 27/2025
73 Bäume in Bad Hersfeld vom Eichenprozessionsspinner befallen
03.07.2025
Mit Schutzanzug in die Baumkrone: Simon Müller saugt die Nester des Eichenprozessionsspinners ab.
Bevor ein Hubsteiger Simon Müller nach oben in die Baumkrone befördert, muss die Schutzkleidung richtig sitzen. Sein Kollege schaut genau, dass nirgends nur ein bisschen Haut zu sehen ist. Denn kommt der Baumexperte mit den Millimeter kleinen Haaren des Eichenprozessionsspinners in Kontakt, kann das gefährlich werden. Und genau deshalb ist Simon Müller in Bad Hersfeld im Einsatz: Er saugt die Nester dieser giftigen Raupen ab.
Rot-weißes-Absperrband mit der Aufschrift „Vorsicht Eichenprozessionsspinner“ weist an den Baumstämmen auf die gefährlichen Raupen hin. Bei Kontakt mit den Brennhaaren der Insekten kann es zu Hautreizungen und allergischen Reaktionen kommen. An 73 Bäumen sind 174 Nester festgestellt worden.
Zu 90 Prozent sind es Stieleichen, an denen die kleinen Insekten ihre Nester bauen, selten auch mal an einer Birke oder Buche, schildern die Mitarbeiter der Grünanlagenkolonne der Stadtverwaltung Bad Hersfeld. Die Firma TM Forstmanagement aus Oberaula ist beauftragt worden, die Nester sicher zu entfernen.
Ein Nest des Eichenprozessionsspinners am Hauptfriedhof in Bad Hersfeld.
Bei 30 Grad Außentemperatur schichtet Simon Müller lange Funktionskleidung, einen weißen Schutz- und einen Maleranzug übereinander. Zwei Paar Handschuhe werden mit Klebeband an den Handgelenken befestigt. Und zu guter Letzt die Gesichtsmaske. Nach getaner Arbeit müssen die Anzüge entsorgt werden, „sie sind kontaminiert“, sagt Simon Müller, der Arboristik (Wissenschaft der Baumpflege) studiert hat.
Mit einem sogenannten Asbest-Sauger, ein Staubsauger zur Auf-nahme von gefährlichen Stoffen, entfernt Müller die Nester von der Rinde. Und was passiert danach? „Der Staubsaugerfilter wird in ei-nen Müllsack verpackt, der wiederum in ein verschlossenes Fass gegeben wird, das danach nicht wieder geöffnet werden darf. Ohne Zwischenlagerung kommt dieses Fass direkt in die Müllverbren-nung“, so Müller.
Wenn die Raupen des Eichenprozessionsspinners ausgewachsen sind, verpuppen sie sich in ihren Nestern. Dabei stoßen sie ihre gif-tigen Haare ab. Nach circa einem Monat schlüpfen sie als Falter.
Die Nester, deren Material Spinnweben ähnlich ist, bleiben am Baum kleben – samt der giftigen Haare. Über mehrere Jahre stellen die Nester weiterhin eine Gefahr für Mensch und Tier dar, sollte da-mit in Berührung gekommen werden, erklärt Dennis Schäfer von der Grünanlagenkolonne. Auch wenn der Nestbau zur jetzigen Jahres-zeit abgeschlossen ist, können die städtischen Mitarbeiter bei ihren regelmäßigen Kontrollen weitere, bereits verlassene Nester entde-cken, die dann dokumentiert und entfernt werden.
Immanuel Werner, ebenfalls Mitarbeiter in der Grünanlagenkolonne, fällt auf, dass die Zahl der befallenen Bäume gestiegen ist und auch die Nester selbst größer werden. Als Ursache nennt er den Klimawandel: wärmere Temperaturen sorgen für eine höhere Über-lebensrate der Raupen und deren Ausbreitung.
An einem Baum am Hauptfriedhof hatte Simon Müller gleich drei Nester abzusaugen – bei dem klebrigen Gewebe nicht ganz ein-fach. Wenn der Kran nicht mehr reicht, kann er den Sauger noch mit einem zusätzlichen Rohr verlängern. Nach einigen Minuten ist hier alles verschwunden und sein Kollege setzt ihn samt Kran-Korb wieder am Boden ab. Weiter geht es am nächsten mit Absperrband markierten Baum.