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Ausgabe 39/2015

Von den Jugendlichen respektiert: Das Hausmeisterteam im Jahnpark

22.09.2015

Vor 15 Jahren war für Karsten Ziem ein Lebensabschnitt zu Ende gegangen. Seinen vermeintlich sicheren Job gab es nicht mehr. Wie fast 1.000 weitere Mitarbeiter von Siemens stand der gelernte Elektroniker plötzlich vor dem Nichts, als der Weltkonzern seine Bad Hersfelder Filiale dichtgemacht hatte.

Wenn man keine Chance hat, muss man sie nutzen. In Bad Hersfeld ging der Jahnpark an den Start. Der erste und einzige Familienpark, in dem alles kostenlos war – vom Minigolf-Feld über die Beachvolleyball-Felder bis hin zum Kletterpark und den aufwändigen Spielgeräten. Karsten Ziem bewarb sich als Hausmeister und bekam den Job. Seitdem ist er die gute Seele des Jahnparks.

Gemeinsam mit seinen Kollegen Norman Lindenthal und Rainer Koblenz sorgt Ziem dafür, dass im Jahnpark, im daneben liegenden Fußballstadion und auf dem Wohnmobilstellplatz im Geistal alles funktioniert. 30.000 Quadratmeter umfasst die gesamte Fläche, die der Hausmeistertrupp betreut.

Karsten Ziem (li.) und Norman Lindenthal haben den Jahnpark voll im Griff. „Hier ist immer etwas los“, freuen sich die beiden. Auf dem Bild fehlt der Dritte im Bunde, Rainer Koblenz.

„Wir kommen alle aus unterschiedlichen Berufen“, sagt Karsten Ziem, „und so ergänzen wir uns gegenseitig.“ Elektroniker, Maurer und Werkzeugmacher sind ihre Lehrberufe. Im Jahnpark haben sie ihren Tätigkeitsbereich um ein Vielfaches erweitert. „Über die technische Tätigkeit geht das hier weit hinaus“, sagt Norman Lindenthal. „Wir beaufsichtigen den Park, und manchmal sind wir auch eine Art Sozialarbeiter.“

Einige Jugendliche, die regelmäßig im Park sind, stammen aus schwierigen familiären Verhältnissen. Zudem treffen in der Bad Hersfelder Vorzeigeeinrichtung viele Nationalitäten und Ethnien aufeinander. „Hier spielen Deutsche und Zuwanderer aus vielen Ländern, Religionen und Ethnien unter- und miteinander.“ Dass das mittlerweile problemlos funktioniert, ist vor allem das Verdienst der drei Hausmeister.

„Anfangs hat es hin und wieder auch mal Ärger gegeben. Und manchmal ist jemand über die Stränge geschlagen. Wenn man dann mit der Brechstange loslegt, erreicht man gar nichts. Man muss sich Respekt erarbeiten, und das funktioniert nur mit dem nötigen Fingerspitzengefühl.“ Respekt ist das Zauberwort. Ziem und sein Team sind unter den Jugendlichen akzeptiert. „Die kommen nicht nur zu uns, wenn sie irgendwelche Hilfe benötigen. Für einige sind wir schon zu einer Art Ersatzfamilie geworden. Da bekommt man natürlich auch einiges aus der Familie mit.“

Man merkt dem Hausmeisterteam an, dass sie nicht nur einen Job erledigen. Die Arbeit im Jahnpark, der Kontakt zu den Jugendlichen und deren Familien ist ihnen zum Lebensinhalt geworden. „Es steckt schon viel Herzblut darin“, sagt Karsten Ziem. „Ich bin seit der Eröffnung des Parks hier und freue mich sehr darüber, wie diese Einrichtung von den Menschen angenommen wird.“ Da muss er schon mal an sich halten, wenn Besucher ihren Abfall achtlos in die Ecke werfen oder die Einrichtung nicht sachgemäß benutzen. „Manchmal merke ich, wie der ,typische Hausmeister’ in mir hochkommt. Da muss ich mich dann ein bisschen zurücknehmen“, meint Ziem und grinst. „Aber wir haben hier klare Regeln. Es darf zum Beispiel nicht gegrillt werden, und im Sommer ist ab 22 Uhr die Wach- und Schließgesellschaft unterwegs und achtet darauf, dass keine Partys veranstaltet werden oder Vandalen sich austoben.“

„Wir haben hier zum Glück keine Probleme mit Vandalismus“, fügt Norman Lindenthal hinzu. „Die Jugendlichen lieben den Jahnpark und helfen uns mittlerweile sogar bei unseren Aufgaben.“ In 15 Jahren sei noch nicht einmal ein Minigolf-Schläger abhanden gekommen, sagen Ziem und Lindenthal. Darauf sind sie stolz. „Das bestätigt auch, was für eine hervorragende soziale Einrichtung der Jahnpark ist“, meint Ziem.

Das bestätige auch das riesige Interesse, das Kommunen aus ganz Deutschland dem Jahnpark entgegenbringen. Immer wieder kommen Gruppen aus Großstädten aller Bundesländer, um sich dden Park und das Konzept, das dahintersteckt, anzusehen. Klar, dass es bei alldem für die Hausmeister nicht mit „ganz gewöhnlichen“ Arbeitszeiten getan ist. „Wir haben ein Arbeitszeit-Konto“, sagt Karsten Ziem. „Im Sommer fällt naturgemäß mehr Arbeit an als im Winter. Und so gleichen wir unsere Stunden wieder aus.“  Von seiner „zweiten Karriere“ als Jahnpark-Hausmeister ist der Mann der ersten Jahnpark-Stunde nach wie vor begeistert. „Hier ist jeder Tag anders. Abwechslungsreicher als hier – das kann man sich kaum vorstellen!“

 

 

 

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